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Verkehrsentwicklungsplan für Coesfeld 
(Oktober / November 2005)
 


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Verkehrsentwicklungsplan ... (Juli 2005)
Sehr geehrte Damen und Herren,

derzeit wird der Verkehrsentwicklungsplan für die Stadt Coesfeld beraten. Sein Ziel ist, ein leistungsfähiges Straßenkonzept für die derzeitigen und zukünftigen Verkehrsflüsse zu erstellen. (Vgl. dazu auch  Verkehrsentwicklungsplan für Coesfeld) . Auf der Ratsssitzung am 10.11.2005 wurde der Maßnahmenkatalog beschlossen sowie das vVorbehaltsnetz definiert. Die Reiningstraße wurde dabei entgegen des Vorschlages der Verwaltung aus dem Vorbehaltsnetz herausgenommen.

reiningstrasse
Die Aufgabe


Einerseits benötigt Coesfeld ein leistungsfähiges Netz von sogenannten Vorbehaltsstraßen. Diese Straßen sollen den Hauptverkehr aufnehmen, der in die Stadt hinein- und aus der Stadt herausfließt, und ihn in die einzelnen Stadtbezirks kanalisieren. Daneben besteht der Wunsch der Bürger nach ruhigen und lebenswerten Wohnquartieren. Reine Wohnstraßen sollen somit in erster Linie mit Tempo-30-Zonen verkehrsberuhigt werden.

An den vielen Details, die im Rahmen einer solchen komplizierten Planung zur Sprache kommen, lässt sich das Dilemma ermessen, in der die gesamte städtische Verkehrsplanung steckt. Die Verwaltung ist bemüht, ein kompliziertes und feinverzweigtes Netz aus “Vorbehaltsstraßen” (also: Tempo-50-Straßen) durch das ganze Stadtgebiet zu legen. Möglichst jedes Wohngebiet soll mit Tempo 50 erreicht werden können; nur die abzweigenden kleinen Nebenstraßen sollen zu Tempo-30-Zonen zusammengefasst werden.

Das Ergebnis ist ein unübersichtliches Durcheinander, das auswärtige Verkehrsteilnehmer verunsichert und die Anwohner verärgert: Manchmal sind es Straßenabschnitte von nur wenigen Metern, auf denen (theoretisch) Tempo 50 erlaubt sind, aber praktisch niemals gefahren werden kann. Manchmal stehen bis zu zehn Verkehrsschilder auf einem Haufen (wie an der Kreuzung Cronestraße/Mittelstraße oder an der Ampel Münsterstraße / Bernhard-von-Galen-Straße), die dem Ortsunkundigen erläutern sollen, in welche Richtung er wie und in welcher Geschwindigkeit fahren darf. Kleine Straßen wie die Reiningstraße sollen auf einmal den Charakter einer Vorfahrtstraße haben.


muensterstrasseDie Haltung der FDP

Die FDP setzt sich für einen klaren und übersichtlichen Verkehrsentwicklungsplan ein. Nach unserer Auffassung benötigt Coesfeld wenige, aber leistungsstarke Hauptverkehrsstraßen, die den Verkehr nach Coesfeld hinein- bzw. aus Coesfeld herausführen (wie z.B. Borkener oder Dülmener Straße). Die Wohngebiete zwischen diesen Hauptverkehrsstraßen sollen durchgängig Tempo-30-Zonen sein. Coesfeld ist schließlich keine Großstadt mit großen Entfernungen und langen Wegen!

Am Donnerstag, den  10.11.2005  wird der Verkehrsentwicklungsplan im Stadtrat beraten. Allerdings haben die Vorschläge der FDP wenig Aussicht auf Erfolg - die großen Fraktionen (CDU, SPD, ProCoesfeld) lehnen sie bislang  - zuletzt auf der Sitzung des städtischen Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen - einhellig ab.



Beispiel Reiningstraße:

reiningstrasseGinge es nach den Planungen der Stadtverwaltung, bliebe die Reinigstraße eine sogenannte “Vorbehaltsstraße” und könnte weiterhin mit Tempo 50 befahren werden. Ihre Begründung: Über die Reiningstraße würden Wohngebiete im Süden Coesfelds (Am Tüskenbach und die dahinter liegenden Straßen) “erschlossen”. Außerdem befände sich an der Reiningstraße ein benutzungspflichtiger Radweg, der ebenfalls ein Merkmal für eine Tempo-50-Straße sei.

Lediglich die Fraktion von Pro Coesfeld unterstützt diese Auffassung. Sie hat Bedenken, auf der Reiningstraße Tempo 30 einzuführen, weil sich dadurch sich der Verkehr auf andere Straßen (Wester Esch / Schlesienstraße) verlagern könnte (so ihr Vertreter am 21.09. im Bauausschuss).

Die Wirklichkeit sieht so aus:  Die Reiningstraße verläuft keine 200 Meter entfernt parallel zum komfortabel ausgebauten Konrad-Adenauer-Ring. Wer also in Richtung Am Tüskenbach / Lübbesmeyerweg fahren möchte, ist überhaupt nicht auf die Reiningstraße als Erschließungsstraße angewiesen. Zudem ist das Erscheinungsbild der Straße eindeutig das einer reinen Wohnstraße. Auswärtige Verkehrsteilnehmer würden deswegen eher vermuten, dass die Reiningstraße nur mit Tempo 30 befahren werden kann.

Auch der angeblich vorhandene "benutzungspflichtige Radweg" lässt sich nur mit sehr viel Mühe in Höhe des Jakobifriedhofs identifizieren: An der Einmündung des Oldendorper Wegs findet sich ein (!) Schild, das auf das Ende (!) des Radweges hinweist. Weitere Schilder, die auf einen Radweg hindeuten, sind nicht vorhanden.
 
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Beispiel Mittelstraße / Cronestraße:

mittelstrasseDer Bereich zwischen Mittelstraße und Bahnhofstraße ist ein weiteres anschauliches Beispiel für diese “Kleingliedrigkeit”.

Sowohl Mittel- als auch Cronestraße, obwohl beide nur wenige hundert Meter lang sind, sind “zweigeteilt”:
  • Die ersten 50 Meter der Cronestraße gehören zum sogenannten “Vorbehaltsnetz”. Hier kann (zumindest theoretisch) Tempo 50 gefahren werden. Der hintere Teil, etwa 200 Meter lange Abschnitt bis zur Berkel ist als “Fahrradstraße” ausgewiesen, ist also so etwas ähnliches wie eine Fußgängerzone, nur dass hier der Fahrradverkehr bevorrechtigt ist.
  • Die Mittelstraße ist in dem kurzen Teilstück zur Alten Münsterstraße eine verkehrsberuhigte Zone, in der nur Schrittempo erlaubt ist. Allerdings befindet sich dort, wie ein Hinweisschild extra hervorhebt, ein kleiner öffentlicher Parkplatz. Der entgegengesetzte Abschnitt ist ohne jede Beschränkungen “Tempo-50-Straße”.
Warum in den genannten Teilabschnitten von Crone- und Mittelstraße Tempo 50 erlaubt ist, begründet die Stadtverwaltung mit der “Erschließungsfunktion” für den großen Parkplatz am Nell-Breuning-Berufskolleg. Nur: Praktisch ist es kaum möglich, auf den 150 Metern bis zu diesem Parkplatz noch einmal auf Tempo 50 zu beschleunigen - außer man nimmt bewusst Risiken für andere
in Kauf.

Ein weiterer Effekt dieser “Kleingliedrigkeit” ist der Schilderwald, wie er z.B. auf der Kreuzung von Mittel- und Cronestraße besichtigt werden kann. Welcher Verkehrsteilnehmer soll in der Lage sein, eine solche Fülle von Hinweisschildern in angemessener Form wahrzunehmen?

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Beispiel Münsterstraße / Große Viehstraße / Kleine Viehstraße

grosse-viehstrasseEs mag von Vorteil sein, wenn auswärtige Besucher bis mitten in die Stadt mit Tempo 50 fahren können. Es ist zweifelsohne ein Vorteil, dass die Coesfelder Innenstadt somit gut erreichbar ist - ein Parkhaus befindet sich sogar exakt unterhalb der Fußgängerzone.

Doch andererseits sind die Kleine und die Große Viehstraße sowie die Münsterstraße relativ kurz und es wohnen dort viele Menschen. Tatsache ist: Allenfalls nur auf kurzen Abschnitten ist es auf diesen Straßen gefahrlos möglich, auf 50 km/h zu beschleunigen. Bei den Beratungen um den Verkehrsentwicklungsplan hatte die FDP deshalb den Antrag eingebracht, die Straßen zu einer einheitlichen Tempo-30-Zone zu machen.

Die Stadtverwaltung argumentiert gegen diese Idee. Münster- sowie Große und Kleine Viehstraße seien sehr stark befahren und gehörten demnach in das sogenannte “Vorbehaltsnetz” (= Netz von Straßen mit “Erschließungsfunktion”). Allenfalls auf einzelnen Abschnitten mit “besonderem Gefahrenpotential” könnten Tempo-30-Schilder in Erwägung gezogen werden - so die Verwaltung. Doch weitere Einzelschilder würden den jetzt schon unübersichtlichen “Coesfelder Schilderwald” nur noch mehr verschlimmern. Schon jetzt stehen an der Ampel Münsterstraße / Bernhard-von-Galen-Straße mindestens neun (!) verschiedene Hinweissschilder - welcher Verkehrsteilnehmer hat die Zeit und die Aufnahmekapazität, all diese Schilder wahrzunehmen und sich seinen Reim darauf zu machen?

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Mit freundlichen Grüßen

Ihre FDP-Fraktion im Coesfelder Stadtrat