Hier vor Ort
(zurück zur Hauptseite)

"Wohnen Am Kulturquartier": Irritationen zur Bodensanierung
(August 2011)

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
"keine Nutzung des Grundwassers", "keine Anpflanzung von Obstbäumen" - das sind die Ratschläge, die die Stadt den jetzigen und zukünftigen Grundstückseigentümern auf dem neuen Baugelände "Am Kulturquartier" an der Osterwicker Straße gibt. Der Grund: Da ein erheblicher Teil des Geländes früher industriell genutzt wurde, ist das Grundwasser mit krebserregenden Chlorkohlenwasserstoffen belastet - und bleibt es auch!

Das neue Baugebiet im April 2011Laut den jüngsten Gutachten, die für die Sanierung des Gebietes erstellt wurden, handelt es sich u.a. um das leichtflüchtige Tetrachlorethen, dass in einer Konzentration von bis zu 190 Mikrogramm pro Liter im Grundwasser nachgewiesen wurde. Damit liegt diese Konzentration deutlich über dem erlaubten Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter. Dennoch verzichtet die Stadt nun darauf, den ehemals industriell genutzten Geländeboden nun nicht mehr bis zu der ursprünglich geplanten Tiefe von 7,50 m zu sanieren, sondern nur noch bis zu einer Tiefe von ca. 3,50 m.

Die FDP hält dieses Sanierungskonzept für ausgesprochen fragwürdig, denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die giftigen Substanzen aufgrund der Kapillarwirkungen im Boden - der Boden saugt sich sich auch aus tieferen Regionen voll - wiederum in höhere Regionen aufsteigen werden. Auch die Fundamente der neuen Gebäude könnten eine solche Sogwirkung unterstützen.

Auch die städtische Begründung für den Verzicht auf eine tiefere Auskofferung des Bodens nimmt die FDP mit Befremden zur Kenntnis. Angeblich habe sich "plötzlich" herausgestellt, dass sich unter der Osterwicker Straße eine größere Torflinse befindet. Dadurch sei zu befürchten, dass eine Auskofferung auf bis zu 7,50 m diese Torflinse entwässern und damit die Osterwicker Straße absenken könnte. Doch die umfangreichen Torfvorkommen in diesem Gebiet hätten der Stadt schon vorher bekannt sein müssen. Aus den Unterlagen, die zu den Sanierungsplänen des Geländes vorliegen, geht hervor, dass sie bereits im Jahre 1970 gutachterlich festgestellt wurden!

Noch größeres Befremden erregt bei der FDP die Tatsache, dass die Stadtverwaltung gegenüber den Interessenten offenbar auf möglichst schnelle Abschlüsse der Grundstückskaufverträge dringt. Wer im Bereich der ehemaligen Strumpffabrik ein Grundstück kaufen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es sich u.U. um ein belastetes Grundstück mit deutlichen Nutzungseinschränkungen handelt. Diese Überlegung ist nicht nur hinsichtlich des eigenen Nutzungsinteresses von Belang, sondern auch bei der Frage, welchen Wert die Immobilie bei einem späteren Weiterverkauf haben wird.

Die FDP fordert daher, den Grundstücksinteressenten die Gelegenheit zu gewähren, sich so gründlich wie möglich mit den vorliegenden gutachterlichen Aussagen zu befassen und u.U. weiteren fachlichen Rat einzuholen. Schließlich werden die Aussagen zu der Grundstücksbelastung und die Nutzungsungseinschränkungen Bestandteil ihres Kaufvertrages!

Ihre FDP-Stadtratsfraktion