Kraftwerk-Beteiligung
der Stadtwerke: Kein Grund zu "Panikkäufen"!
(Dezember 2007)
Sehr geehrte Damen und Herren,
auf Seite eins der Weihnachtsausgabe der Allgemeinen Zeitung
(24.12.2007) konnten es die Coesfelder noch einmal ausführlich
lesen: Die Stadtwerke Coesfeld planen die Beteiligung an einem
Gemeinschaftskraftswerk Steinkohle (GEKKO) unter Führung der REW
in Hamm-Uentrop. Neben den Stadtwerken Coesfeld sind es weitere 24
Versorgungsunternehmen, die sich als "Partner der RWE" an dem
GEKKO-Projekt beteiligen wollen.
Obwohl der voraussichtliche Coesfelder Anteil lediglich 0,33 Prozent
beträgt, würden unsere Stadtwerke damit über eine
Laufzeit von 20 Jahren ca. ein Fünftel des Coesfelder Strombedarfs
aus diesem neuen Kraftwerk beziehen. Wie der Geschäftsführer
der Stadtwerke Hand-Werner Hadik erläuterte, wolle damit
sichergestellt werden, dass dieser Strom zu einem günstigeren
Preis erworben werden könne, als derzeit der Strom an der
Leipziger Strompreisbörse kostet.
In "nichtöffentlicher Sitzung" hatte der Coesfelder
Stadtrat den Stadtwerken dazu grünes Licht gegeben. Kritische
Stimmen
zu dem Projekt fanden auf diesem Wege noch nicht den Weg an die
Öffentlichkeit.
Die FDP Coesfeld steht der Beteiligung mit kritischem Blick
gegenüber.
Unsere Meinung
Die FDP Coesfeld betrachtet eine Beteiligung an dem geplanten
Steinkohlekraftwerk mit
großer Skepsis. Sie befürchtet, dass die Verantwortlichen in
Stadtverwaltung und Stadtwerken die Risiken einer solchen Beteiligung
nicht gründlich genug durchdacht haben. Jeder weiß, dass die
Energiepreise derzeit stark steigen. Auch für das kommende Jahr
werden
weitere Steigerungen vorhergesagt! Trotzdem ist das kein Grund, jetzt
eine Beteiligung an
einem neuen RWE-Kraftwerk und damit eine langfristige Binduzng
einzugehen. "Es besteht kein Grund
zu
'Panikkäufen' - auch nicht bei den Stadtwerken Coesfeld",
so Wolfgang
Kraska, Ortsvorsitzender der FDP.
Zwei Gründe sprechen aus FDP-Sicht gegen die GEKKO-Beteiligung :
- Es ist richtig, dass sich die Stromanbieter bei den
heutigen
Preisen eine goldene Nase verdienen. Aber andererseits darf auch nicht
übersehen werden, dass im In- und Ausland die Stomindustrie ihre
Anlagen in großem Stil ausbaut. Alte Kraftwerke werden durch
leistungsfähigere ersetzt und neue hocheffiziente Anlagen kommen
hinzu.
Dadurch könnten schon in ein paar Jahren Überkapazitäten
entstehen, so
dass dann national wie international mehr Strom erzeugt als nachgefragt
wird. Dieses Überangebot würde dann die Preise drücken.
- Zudem darf
nicht übersehen werden, dass auf der sogenannten
Strompreisbörse der
derzeitige Strompreis mehr durch Manipulation als durch die
Marktgesetze bestimmt wird. So kam die vom Bundespräsidenten
berufene Monopolkommission erst im Dezember 2007 zu dem Ergebnis, dass
auf dem Strommarkt (ebenso wie auf dem Gasmarkt) noch kein
funktionierender Wettbewerb vorliegt, da wenige Stromkonzerne den Markt
dominieren und ihre Macht missbrauchen. Das Bundesland Hessen hat
bereits einen Vorstoß unternommen, um den Wettbewerb zu
stärken. Zudem verlangt die EU einen EU-weiten
grenzüberschreitenden Energiehandel auf einem funktionierenden
Energiemarkt. Die Stromverbraucher können also hoffen, dass - auch
auf Druck der EU! - in absehbarer Zeit ein einwandfrei oder
zumindest
besser funkionierender Strommarkt entsteht - ein weiteres Argument
für
künftig wieder sinkende Strompreise!
Somit kann durchaus davon ausgegangen werden, dass mittelfristig
die Energiepreise wieder deutlich nach unten gehen werden. Mit einer
Beteiligung an dem RWE-Kraftwerk gingen die Stadtwerke Coesfeld ein
relativ hohes
Risiko ein, denn aufgrund dieses Vertrags wären sie daran
gebunden,
über einen Zeitraum von 20 Jahre ca. 20 % des eigenen Strombedarfs
zu
den festgelegten Konditionen zu beziehen. Das eigentliche Geschäft
würde dann die RWE machen, die einen Teil ihres Risikos auf eine
Handvoll kleiner Stadtwerke - unter anderem auf die Stadtwerke Coesfeld
- abgewälzt hätte.
Die FDP warnt vor allzu großer Euphorie und fordert die
Verantwortlichen in Stadtverwaltung und Stadtwerken auf, die drohenden
Nachteile eines solchen Projektes noch einmal gründlich zu
überdenken. |
Ihre
FDP-Fraktion im Coesfelder Stadtrat
|