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Boden- und Baudenkmal "Zitadelle" 
(Dezember 2006)
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Luderusburg-Tonnengewölbees gab eine kurze Zeit, in der sich Coesfeld als "Mittelpunkt des Münsterlandes" fühlen konnte. Es waren dieses die Jahre zwischen 1651 und 1678,  in denen Coesfeld die Residenz Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen war.

Als von Galen im Jahr 1650 den fürstbischöflichen Stuhl in Münster bestieg, wurde er gleichzeitig auch Landesherr des Fürstbistums. Als durch und durch absolutistischer Herrscher geriet er schnell in Konflikt mit dem Rat und den Zünften der Stadt Münster, die nach Reichsunabhängigkeit für ihre Stadt strebten. In der Folge wählte er Coesfeld, um dort sein militärisches und politisches Zentrum zu schaffen. 1651 zwang er die dort seit dem 30jährigen Krieg noch anwesenden hessischen Besetzer zum Abzug und ließ 1655 mit dem Bau der Zitadelle, einer gewaltigen Schlossanlage mit quadratischer Grundform, beginnen. Benannt wurde sie nach Ludgerus, dem ersten Bischof Münsters. Ihr Inneres beherbergte neben Truppenunterkünften, Kommandantur, Brau- und Zeughaus auch ein Residenzgebäude mit den Wohn- und Amtsräumen des Fürstbischofs sowie den Dienstzimmern der fürstbischöflichen Verwaltung.

Bodendenkmal LudgerusburgDer Bau wurde jedoch nie vollendet. Mit dem Tod Christoph Bernhard von Galens im Jahr 1678 endete auch Coesfelds Rolle als Residenzstadt. Bereits ab 1688 wurden die Außenwerke der Festung eingeebnet. Die Gebäude des Innenhofes verfielen im Laufe des 18. Jahrhunderts.

(Quelle der Zeitangaben: Antragsschreiben des Westfälischen Museums für Archäologie an die Untere Denkmalbehörde der Stadt Coesfeld vom 18.01.2006)

 Heute ist von der Zitadelle kaum noch etwas übrig. Neben wenigen sichtbaren Gebäuderesten gibt es noch Spuren im Boden der nicht bebauten Flächen nordwestlich der Osterwicker Straße, die der Ausschuss für Umwelt, Planen und Bauen mit Beschlus vom 92.11.2006 nun auch unter Denkmalschutz gestellt hat. Das Westfälische Museum für Archäologie bezeichnet sie als "bedeutend für die Geschichte der Stadt Coesfeld und des Münsterlandes, weil sie vom militärisch geprägten Absolutismus im Fürstbistum Münster unter Christoph Bernhard von Galen und von der kurzen Phase der Stadtgeschichte zeugen, in der Coesfeld der Mittelpunkt dieses Territoriums war." Das Bodendenkmal soll erhalten werden, um für zukünftige Forschungen zur Verfügung zu stehen.

Desweiteren wurden die Reste des Tonnengewölbes hinter der Stadthalle dem bereits eingerichteten Baudenkmal "Ruine des ehemaligen Torhauses der Ludgerusburg" zugeordnet und somit ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt. Bei diesen Gebäuderesten handelt es sich zweifelsfrei auch um Reste der Zitadelle, auch wenn sich heute nicht mehr rekonstruieren lässt, wie sie sich in den gesamten Gebäudekomplex eingegliedert und welchem Zweck sie ehemals gedient haben.

LudgerusburgNeben der wissenschaftlichen Bedeutung, die die Reste der Zitadelle besitzen, griff der Ausschuss für Umwelt, Planen und Bauen auf seiner Sitzung vom 02.11.2006 auch die Frage auf, welchen Nutzen sie für die Bevölkerung - vielleicht im Zusammenhang mit der Entwicklung der Osterwicker Straße als 'Kulturachse' - haben könnten. Konkrete Überlegungen in diese Richtung sollen jedoch erst vertieft werden, wenn ermittelt wurde, welche Kosten mit der Zugänglichmachung des Gebäuderestes verbunden sein würden.
 
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