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... unsere Meinung zum Thema:

Kombi-Bad 
(Oktober 2004)

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der vergangenen Legislaturperiode hat der Coesfelder Stadtrat schwerwiegende Entscheidungen getroffen: 

  • Das alte Freibad am Wahrkamp (vgl. Bild) wird im Sommer 2004 entgültig geschlossen.
  • Statt dessen soll das bestehende Hallenbad zu einem Kombi-Bad ("Vier-Jahreszeiten-Bad") ausgebaut werden.
Die FDP hat sich stets gegen das Kombi-Bad ausgesprochen. Folgende Sachverhalte und betriebswirtschaftliche Überlegungen sind dabei für uns ausschlaggebend:
  • Die Erfahrungen aus anderen Städten und Gemeinden zeigen eindeutig, dass ein der Betrieb eines Bades immer ein "Zuschussgeschäft" ist. Auch das neue Kombi-Bad wird nicht in der Lage sein, die anfallenden Kosten zu erwirtschaften, so dass es auf Zuschüasse angewiesen sein wird. 
  • Damit das neue Kombi-Bad ein Erfolg werden kann, muss es von der Bevölkerung angenommen werden. Es muss möglichst viele Kunden anziehen. Nur so ist es möglich, über die Einnahmen einen möglichst hohen Kostenanteil abzudecken und den Zuschussbedarf zu minimieren.
  • Sehr schnell war jedoch festzustellen, wie groß die Ablehnung in der Bevölkerung zu den Kombibad-Plänen ist. Viele Coesfelder wollen kein Kombi-Bad, sondern wünschen sich, dass das traditionelle, schöne Freibad beibehalten wird.
  • Erstes Fazit: Ohne die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung wird der Bau eines Kombi-Bades zu einem unkalkulierbaren Risiko. Schon jetzt ist die Gefahr zu erkennen, dass sich Coesfeld auf unabsehbare Zeit einen enormen Klotz ans Bein bindet.
Schon die Planungsvorlagen, die die Bäder- und Parkhausgesellschaft am 02.06.03 vorgelegt hatte, ließen erkennen, auf welch schwachen Füßen die Wirtschaftlichkeitsberechnung für das geplante "Vier-Jahreszeiten-Bad" steht.

Das folgende Schaubild ist dieser Vorlage entnommen. Es verdeutlicht, mit welchen Besucherzahlen die Bäder- und Parkhausgesellschaft für das neue Kombi-Bad rechnet:

Ausgangspunkt der Schätzungen sind die Besucherzahlen der Vorjahre. Die Bäder- und Parkhausgesellschaft geht bei ihren Schätzungen wie folgt vor (Zitat):

"Geht man von der durchschnittlichen täglichen Besucherzahl im Hallenbad (515 Besucher) aus und setzt voraus, dass diese Besucherzahl durchgehend gehalten werden kann, da die Nutzung des Hallenbadbereichs auch während der Freibadsaison möglich ist, ist mit einem Anstieg der Besucherzahlen um rund 26.000 Besucher zu rechnen ... Da aufgrund der gesteigerten Attraktivität des Bades von einem weiteren Besucherzuwachs auszugehen ist, wurde für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen von einem Besucheranstieg von 30.000 Besucher ausgegangen." (Zitiert aus der Vorlage der Bäder- und Parkhausgesellschaft zum geplanten "Vier-Jahreszeitenbad" vom 02.06.03, S. 22 - die Grafik ist der Seite 23 entnommen).

Damit das Kombi-Bad ein Erfolg wird, müssen also nach den Worten der Betreiber folgende Bedingungen eintreten: 

  • Alle Badegäste, die den Winter über in das Hallenbad gehen, müssten demnach das neue Kombi-Bad ganzjährig besuchen.
  • Weitere 30.000 Besucher müssten  - von wo auch immer! - "automatisch" hinzukommen, da das neue Bad "attraktiver" als die bisherigen Bäder ist.
Es sind also reine Vermutungen und Wunschvorstellungen, die die Bäder- und Parkhausgesellschaft vorgebracht hat. Am Ende ihrer Überlegungen geht sie sogar davon aus, dass in den kommenden Jahren insgesamt 250.000 Badegäste in Coesfeld und Lette gezählt werden - eine Besucherzahl, die in keinem zurückliegenden Jahr auch nur annähernd erreicht wurde! (vgl. Schaubild).

Nach Einschätzung der FDP ist der Sachverhalt jedoch foglendermaßen zu beurteilen:

  • Der Badespaß in dem neuen Kombi-Bad ist ein "neues Produkt"! Freunde des bisherigen Hallenbades oder des alten Freibades (also Badegäste, die einfach nur ihre Bahnen schwimmen, auf der Wiese mit ihren Kindern Ball spielen wollen usw.) werden nicht automatisch zu Kunden des neuen Kombi-Bades. Wir müssen also davon ausgehen, dass sich ein Teil der bisherigen "Kundschaft" andere Bäder außerhalb Coesfelds sucht, die ihren Bedürfnissen und Erwartungen eher entsprechen.
  • Das neue Kombi-Bad mit seinem Spaß- und Wellness-Anteil steht in starker Konkurrenz zu anderen, bereits bestehenden vergleichbaren Bädern in der Umgebung. Von einer deutlichen Erhöhung der Coesfelder Badegäste gehen wir daher auf keinen Fall aus.
  • Schließlich spricht auch die demografische Entwicklung gegen steigende Besucherzahlen. Die Zahl der Familien mit Kindern - also die Zahl der "klassischen" Sommerbadegäste! - nimmt seit Jahren ab. (Bitte erinnern Sie sich: Zum Sommer 2004 hat der Coesfelder Stadtrat beschlossen, Grundschulen zu schließen, da es nicht mehr genügend Kinder in diesem Alter gibt!). Somit gehen wir davon aus, dass auch die Zahl der Badbenutzer in Zukunft eher abnehmen als zunehmen wird!


Öffnung des alten Freibades im Sommer 2005

Selbst in den Reihen der Kombi-Bad-Befürworter gibt es Zweifel, ob das Kombi-Bad bereits im kommenden Sommer seinen Betrieb aufnehmen kann.

Sollte tatsächlich der Badebetrieb nur unter Einschränkungen möglich sein (abgesperrte Bereiche, nur eingeschränkt nutzbare Liegewiese etc.) oder sollte das Bad gar nicht erst geöffnet werden können, wäre das fatal.

In diesem Fall würden Coesfelder Badegäste auf jeden Fall auf Bäder außerhalb Coesfelds ausweichen. Viele würden die auswärtigen Bäder stärker annehmen und sich daran gewöhnen, mit dem Auto in ein Bad zu fahren. Die Gefahr, Coesfelder Badegäste auf Dauer zu verlieren, wäre ungleich größer.

Die FDP-Fraktion hat daher auf der Sitzung des Stadtrates vom 14.10.2004 den Antrag von ProCoesfeld, das alte Freibad für einen möglicherweise erforderlichen Betrieb im Sommer 2005 bereitzuhalten, in vollem Umfang unterstützt.